Wir haben uns für Spanien entschieden, weil wir nicht zu weit weg von unseren Angehörigen und Freunden in Schweden sein wollten und weil es einfacher ist, innerhalb der EU umzuziehen. Nach ein wenig Suche und Internet-Recherchen fanden wir, dass Torrevieja an der spanischen Sonnenküste etwas für uns sein könnte. Wir buchten einen Urlaub, um den Ort kennenzulernen.
Wie machen wir es mit der Arbeit? Und mit den Schulen für die Kinder?
Am Ort fühlten wir uns sofort wohl und konnten uns gut vorstellen, dort zu leben und auch mehr Zeit und Energie für die Kinder zu haben. Zu Hause häuften sich die Fragen: Wie machen wir es mit der Arbeit? Und mit den Schulen für die Kinder?
Ich wollte schon seit langem beruflich etwas kürzer treten. Und das klappte. Ich konnte meine Arbeitszeit reduzieren und mein sehr verständnisvoller Arbeitgeber, die AJ Produkter AB, ermöglichte mir, meine Arbeit aus der Ferne auf einer Teilzeitstelle weiterzuführen.
Vorbereitungen auf den Umzug mit Kindern
Knapp ein Jahr haben wir uns und unsere Kinder auf den Umzug vorbereitet. Unser gesamtes Eigentum sollte verkauft werden: Haus, Auto, Möbel. Wenn man vorübergehend im Ausland leben möchte, müssen viele Dinge mit dem Finanzamt und den Versicherungen geklärt werden. Viele Informationen hierüber sind im Internet zu finden. Und was immer noch ungeklärt ist, lässt sich mit einem Sachbearbeiter besprechen.

Der Umzug im Juni 2013 zog sich hin und war mit einigen „Zwischenaufenthalten“ verbunden, weil der Hausverkauf seine Zeit dauerte. Die Kinder sahen dies als Abenteuer an – keine Beunruhigung und auch kein Heimweh. Schön. Unsere große Tochter, die verstand, dass sie sich von ihren Freundinnen daheim verabschieden musste, war darüber jedoch ziemlich traurig.
Am schwersten war es für die Kleine, die zum Zeitpunkt des Umzugs drei Jahre alt war.
Was uns Erwachsene in dieser Phase am meisten verwunderte, war, wie wenig die Kinder tatsächlich ihre Spielsachen vermissten, die verpackt waren oder verkauft werden mussten. Wir dachten, dass die Sachen eine größere Bedeutung hätten, doch erst als die Spielsachen in einer Plastikkiste untergebracht wurden, begannen sie, nach bestimmten Dingen zu fragen.
Die Kinder helfen uns mit der Sprache
In Spanien selbst war es für die Kleine am schwersten, die zum Zeitpunkt des Umzugs drei Jahre alt war. Sie konnte nicht einsehen, warum niemand sie verstand und sie nicht verstehen konnte, was andere Kinder oder Erwachsene ihr sagten.
Es dauerte ungefähr zwei harte Monate, bis sie mit Lehrern und Klassenkameraden kommunizieren konnte und begann, sich in ihrem neuen Alltag wohlzufühlen. Sie fragte oft, wo ihr Zuhause sei, und brauchte Zeit, bis sie den Umzug verdaut hatte.
Elf Monate nach dem Umzug sprechen beide Kinder Spanisch.
Die Neunjährige wurde mit offenen Armen begrüßt, und das gilt auch ein Jahr später immer noch. In Spanien entscheidet man selbst, ob die Kinder zum Mittagessen nach Hause gehen und eine Siesta machen oder ob man für das Essen und die Beaufsichtigung in der Schule bezahlt. Wir entschieden uns dafür, dass die Kinder dort bleiben sollen, um ihre Klassenkameraden kennenzulernen und in die Gemeinschaft hineinzuwachsen. Dies verschaffte uns auch einen schnelleren Einblick in die spanische Küche. Jetzt, elf Monate nach dem Umzug, sprechen beide Kinder Spanisch und sie helfen uns Erwachsenen sehr bei der Sprache.
Die spanische Schule unterscheidet sich stark von der schwedischen
Die spanische Schule ist in einigen Fächern viel weiter als die schwedische, zum Beispiel in Mathematik. Die Lehrerin unserer Tochter war sehr hilfsbereit, als sie in einem Schuljahr ein ganzes Jahr aufholen musste. Weil keiner von uns Spanisch sprechen konnte, bevor es losging, konnten wir die Kinder nicht sehr gut vorbereiten. Wir haben jede Woche Vokabeln gelernt und begannen mit einem CD-ROM-Kurs, ohne ihn zu beenden.
Wir beschlossen, dass die Kinder in eine öffentliche Schule gehen sollten, um die Sprache zu lernen und die Kultur kennenzulernen. Wir bekamen viel Hilfe im Internet und aus Foren über den Umzug ins Ausland mit Kindern, um die erforderlichen Informationen zu bekommen.
Vor Festen und Feiertagen werden die Eltern eingeladen.
Um 9.10 Uhr wird das Schultor geschlossen. Wer zu spät kommt und keine Entschuldigung hat, wird an diesem Tag nicht mehr eingelassen. Erwachsene können Zeiten vereinbaren, an denen sie in die Schule kommen können. Vor Festen und Feiertagen werden die Eltern eingeladen, um bei der Herstellung von Kostümen und Requisiten zu helfen.
Die Schule ist mehr vom Familienleben getrennt als in Schweden. Die Schule kümmert sich um den Unterricht, erklärt aber den Eltern, wie sie ihren Kindern bei Hausaufgaben und anderen Dingen helfen können.
Der Spielraum für Mitbestimmung ist klein. Andererseits wird den Lehrern Vertrauen geschenkt und bei Versammlungen kann es manchmal laut werden. Dazwischen geht alles seinen üblichen Gang. Die Schule kümmert sich um die Kinder, wenn sie da sind, und die Eltern kümmern sich um die andere Zeit, wenn die Kinder nicht in der Schule sind.
Fokus auf die Familie
Der Umzug ins Ausland mit den Kindern hat uns vor Augen geführt, wie sehr wir den Fokus auf die Familie mögen, der die spanische Gesellschaft auf allen Ebenen prägt. Das spürt man sogar, wenn man nur Urlaub in Spanien macht.
In den Restaurants sind die Kinder immer mit dabei, ganz egal, wie spät es ist. Wenn man in Spanien wohnt, Kinder in einer spanischen Schule hat und mit Spaniern zu tun hat, merkt man das noch viel mehr.
Man umarmt sich und küsst sich und das Lächeln ist echt.
Die Kinder werden morgens von den Lehrerinnen in Empfang genommen und eventuelle Fragen werden geklärt, bevor die Klassen gesammelt in die Schule gehen. Die Eltern müssen draußen bleiben. Man umarmt sich und küsst sich und das Lächeln ist echt – jeden Tag. Wenn man noch eine Weile draußen wartet, hört man, wie sich begrüßt und gesungen wird.
Das Leben im Ausland ist anders
Es gibt Unterschiede, die nur eine geringe Rolle spielen, wenn man in einem Land Urlaub macht, aber die wichtiger werden, wenn man ins Ausland zieht und sich dort niederlässt. In Spanien werden zum Beispiel, im Unterschied zu Schweden, ältere Menschen oder Menschen, die man nicht kennt, gesiezt.
Das Leben in Spanien ist auch billiger. Wie viel billiger es ist, hängt davon ab, welchen Standard man wählt und ob man ein Auto hat oder nicht. Hier haben wir kostenlose Busfahrkarten. Man muss einmal 7 Euro zahlen, um die Karte zu bekommen, doch dann erneuert man sie jedes Jahr kostenlos. Die Karte gewährt auch kostenlosen Eintritt zu bestimmten Museen und anderen Aktivitäten.
Lebensmittel in den Geschäften sind billiger als in Schweden, auch ist es billiger, auswärts zu essen und zu trinken. Dafür ist der Strom sehr viel teurer als in Schweden. Das gilt auch für Wasser.
Text: Karin Ingelstrand