So funktioniert die Mutter-Kind-Bindung

Das Interesse an anderen Menschen, insbesondere deren Gesichtern, ist ein Schritt im Prozess der Eltern-Kind-Beziehung. Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit des Kindes, sich an eine oder zwei Personen in seiner Umgebung zu binden, zumeist seine Eltern. Indem du mehr darüber erfährst, wie die Mutter-Kind-Bindung funktioniert, kannst du die Beziehung zu deinem Kind stärken.

BABYBJÖRN Magazin – Die Mutter hält das Kind im Arm. Die Mutter-Kind-Bindung kann auf vielerlei Weise gestärkt werden.
 
Foto: Johnér

Du bist die wichtigste Person im Leben deines Kindes und das ist gut so. Dies zeigt sich in verschiedenen Bereichen: Für dein Kind gibt es nichts Schöneres, als dir ins Gesicht zu schauen.

Dein Kind kann lange einfach nur daliegen und deine Augen und deinen Mund anschauen. Das ist schon von Geburt an spannend.

Forschungen haben gezeigt, dass ein zwei Stunden alter Säugling seine ersten Kommunikationsversuche unternimmt, indem er intensiv Gesichtsausdrücke und Gesten beobachtet und der Stimmlage lauscht.

BABYBJÖRN Elternmagazin – Kind und Mutter machen Späße und kommunizieren durch Gesichtsausdrücke und Gesten miteinander.
Für dein Kind gibt es nichts Schöneres, als dir ins Gesicht zu schauen.
Foto: Johnér

In den ersten Monaten im Leben des Kindes ist es das Gesicht, das am spannendsten ist. Doch am Anfang reagiert das Baby im Prinzip auf jedes Gesicht und kann oft mit einem breiten Lächeln antworten. Erst etwas später verfeinern sich die Reaktionen und beziehen sich verstärkt auf Gesichter von nahestehenden Personen.

Die Eltern-Kind-Bindung prägt sich im ersten Lebensjahr aus.

Bindung vom ersten Tag an

Während des ersten Lebensjahres ist der Bindungsprozess am ausgeprägtesten. Schon gleich nach der Geburt genießt das Baby deine Nähe, das Gefühl von Haut auf Haut und das Geräusch deiner Stimme.

Die Fähigkeit des Kindes, eine Bindung zu der Person aufzubauen, die ihm am nächsten steht, diente ursprünglich als Schutz gegen Gefahren in der großen Welt. Sonst hätte das Kind keine Möglichkeit gehabt, sich auf eigene Faust zu behaupten.

Die Eltern-Kind-Beziehung beginnt bereits während der ersten Stunden nach der Geburt. Im Laufe des ersten Lebensjahrs wird die Bindung weiter ausgeprägt – während dieser Zeit intensiviert sich die Beziehung zwischen dir und deinem Kind am stärksten.

Eine gute Eltern-Kind-Bindung ist wichtig und stärkt das Selbstvertrauen des Kindes ein Leben lang. Dein Kind weiß, dass immer jemand für es da ist und sich für es einsetzt. Das ist auch später im Erwachsenenalter wichtig.

 BABYBJÖRN Elternmagazin – Kind und Mutter kuscheln – es ist wichtig, die Bindung zu seinem Kind zu stärken.
Trage dein Kind und antworte auf auf sein Weinen mit Berührungen und beruhigenden Worten.
Foto: Johnér

Die Eltern-Kind-Bindung wirkt sich ein Leben lang aus

„Es ist sehr wichtig, dass du und dein Kind euch aufeinander einlasst“, sagt Amanda Weiss Kelly, die in einem der größten Kinderkrankenhäuser der USA arbeitet, dem Rainbow Babies & Children’s Hospital in Cleveland (Ohio). Nimm dein Baby auf den Arm und reagiere auf sein Weinen mit Berührungen und beruhigenden Worten.“

„Deute das Weinen deines Kindes als Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Es versucht, dir zu erklären, dass es deine Hilfe bei irgendetwas braucht. Indem du auf das Weinen reagierst, zeigst du deinem Kind, dass du für es da bist, jetzt und immer.“

Auch das Geräusch des elterlichen Herzschlags und Atems haben für gewöhnlich eine beruhigende Wirkung auf das Kind. Leise Alltagsgeräusche, die dein Kind bereits aus dem Mutterleib kennt.

Deute das Weinen deines Kindes als Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.

„Indem dein Kind lernt, dass du für es da bist, wenn es weint, indem du das Interesse deines Babys ermunterst und indem du ihm zeigst, dass du dich um es kümmerst, wird die Bindung zwischen dir und deinem Kind gestärkt.“

„Babys mögen es, mit dir Kontakt aufzunehmen und dein Gesicht anzuschauen. Trage dein Kind also gerne so, dass es ab und zu zu dir hinaufschauen kann“, so die Ärztin. „Das Bindungsmuster, das dein Kind entwickelt, findet sich in allen seinen zukünftigen Beziehungen wieder.

Indem du diese Beziehungsgrundlage schaffst, hilfst du deinem Kind dabei, auch später im Leben auf andere Menschen zuzugehen – und auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Die Eltern-Kind-Bindung ist also wichtiger, als man möglicherweise annimmt.“

Text: Anna-Maria Stawreberg

Arztzitate in diesem Artikel

Die Zitate stammen von Dr. Amanda Weiss Kelly, die am Kinderkrankenhaus Rainbow Babies & Children’s Hospital in Cleveland (Ohio) tätig ist. Sie ist Spezialistin für Kinder- und Sportmedizin.