Vater in Elternzeit: Simon in Deutschland

Simon und Mareen leben in Berlin und sind beide selbstständig. Als sie ihre Tochter Hedi bekamen, beschlossen sie gemeinsam, dass Simon Elternzeit nehmen soll. „Ich habe mich ganz klar schon im Voraus für die Zeit mit meinem Kind entschieden und somit die Karriere ein wenig schlummern lassen.“

BABYBJÖRN Magazin – Der Musiker Simon nimmt Elternzeit für seine Tochter.
 
Foto: www.ohwego.com

Simon erzählt, dass er einer der wenigen Väter unter seinen Freunden war, die das ganze erste Jahr als Vater Elternzeit genommen und bei ihrem Kind zu Hause geblieben sind.

„Für Mareen und mich war es eine gemeinsame Entscheidung, hinter der wir beide gleichermaßen stehen konnten, Mareen hat sich auch die ersten drei Monate Zeit für unsere Tochter genommen.“

Allein die Tatsache, dass Simon sich dazu entschloss, das ganze erste Jahr bei seinem Kind zu bleiben, war in ihrem Freundeskreis ungewöhnlich. Das machte keiner der anderen frischgebackenen Väter, die er kannte.

„Ich glaube, dass es immer noch oft der Fall ist, dass die Mutter das erste Jahr bei dem Baby bleibt und der Vater weiter arbeiten geht“, meint er.

Die erste Zeit in der Elternzeit

„Für mich war es natürlich eine riesige Umstellung, ein ganzes Jahr täglich 24 Stunden für meine kleine Tochter da zu sein und mich um alles zu kümmern. Dennoch war es eines der spannendsten und lehrreichsten Jahre meines ganzen Lebens und ich möchte rückblickend keinen einzigen Tag davon missen.“

Simon versucht, die allererste Woche als Vater zu beschreiben. Dabei tauchen Begriffe wie „surreal“, „Glückshormone“ und „stolz“ auf. Aber auch „Schlafmangel“.

 Natürlich schläft man in den ersten Wochen recht wenig.

„Meine erste Woche gemeinsam mit unserem Baby daheim war komplett surreal. Wir konnten es gar nicht richtig glauben, dass unser Baby nun endlich bei uns zu Hause ist und nicht mehr im Bauch der Mama umherschwimmt.

Ich war so voller Glückshormone und bin nur so durch die Zimmer geschwebt, weil ich so stolz auf unser kleines Mädchen war. Auch der Schlafmangel hat uns in den ersten Wochen noch nicht viel ausgemacht. Das hat die Natur bestimmt absichtlich so geregelt.“ Da muss Simon lachen.

Die Arbeit und das Leben mit kleinen Kindern

Simon und seine Frau Mareen sind seit mehreren Jahren selbstständig. Dieser Umstand machte die Organisation des Elterngeldes nicht ganz leicht. Wenn man in Deutschland als Arbeitnehmer arbeitet, hat man es einfacher.

Doch im ersten Lebensjahr von Hedi gründeten Simon und Mareen den Blog ohwego.com. Während Hedi schlief, konnte Simon oft Blogeinträge schreiben und neue Leser erreichen. Simon über die Karriere:

„Ich denke, dass man Kind und Karriere nicht unweigerlich vereinen sollte. Ich habe mich ganz klar schon im Voraus für die Zeit mit meinem Kind entschieden und somit die Karriere ein wenig schlummern lassen. Ich habe dadurch meines Erachtens nach nichts verpasst. Im Gegenteil!

BABYBJÖRN Elternmagazin – Simon hat in seiner Elternzeit den Blog Ohwego gestartet.
Simon ist Musiker und lebt in Berlin. Er hat während seiner Elternzeit den Blog ohwego.com gestartet.
Foto: www.ohwego.com

Dieses Elternjahr hat mich abgehärtet und stark gemacht. Ich denke aber, dass jedes Paar für sich selber entscheiden muss, wie man das erste Jahr mit Kind gestalten möchte. Es gibt nicht den einen richtigen Weg.“

Elternzeit in Deutschland

Simon berichtet über die Elternzeitregelung in Deutschland, die es Eltern ermöglicht, ein Jahr bezahlt bei ihrem Kind zu bleiben.

„In Deutschland hat ein Elternteil Anspruch auf 12 Monate Elterngeld. Die Höhe des monatlichen Betrages ermisst sich aus dem vorangegangenen Einkommen. Ich glaube, es sind knapp 60 bis 70 % des monatlichen Einkommens.

Bei Selbstständigen wie bei mir ist es leider sehr kompliziert, das Elterngeld zu beantragen. Man muss sich durch tausend Formulare kämpfen und bekommt das Elterngeld oft erst nach sechs Monaten rückwirkend ausgezahlt.

Daher empfehle ich allen selbstständigen Eltern, sich vor der Geburt des Kindes einen finanziellen Puffer anzulegen, sonst sieht man ganz schnell alt aus.“

4 Dinge, die ich während meiner Väterzeit machen wollte

Während seiner Elternzeit ging Simon mit Hedi regelmäßig in eine nahegelegene Krabbelgruppe. Doch er wollte auch…

  1. Gesund bleiben
  2. Dem Kind beim Großwerden zuschauen
  3. Täglich ein guter Vater und Ehemann bleiben
  4. Täglich aufs Neue das Beste aus dem Tag machen

Mehr über das Elterngeld in Deutschland

Am 1. Januar 2007 wurde in Deutschland das Elterngeld eingeführt. Es wird 14 Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt. Von diesen sind zwei Monate für einen eventuellen Partner reserviert, während Alleinerziehende alle 14 Monate ausgezahlt bekommen.

Eltern haben das Recht, bis zu drei Jahre zu Hause beim Kind zu bleiben, ohne die Arbeitsstelle zu verlieren. Beide Elternteile können gleichzeitig oder im Wechsel Elterngeld beziehen.

Seit dem 1. Juli 2015 gibt es auch das ElterngeldPlus für diejenigen, die eine Teilzeitbeschäftigung und Elternzeit kombinieren möchten (2015 erfolgten weitere Veränderungen bei der Elternzeitregelung).

Die Großeltern können das Geld beziehen, wenn die Eltern nicht mündig sind. Das Elterngeld enthält eine Bonuszahlung für Geschwister unter drei Jahren. Es gibt eine Obergrenze, über der Besserverdienende keinen Anspruch auf Elterngeld haben. Quellen: elterngeld.com, bamf.de