Ich habe den Vorteil, in einer Kleinstadt zu leben, in der das Familienleben nicht durch lange Wege beeinträchtigt wird. In einer Stadt, in der das einfache Leben noch das gute Leben ist. Jeden Abend komme ich früh nach Hause, damit ich genug Zeit für meine kleinen Prinzessinnen habe. Wir lesen Bücher, spielen oder kuscheln und ich kann miterleben, wie sie größer werden. Ich finde wirklich, dass ich an ihrem Alltag teilhabe.
„Ich habe mich nie so unzureichend gefühlt“ – die erste Zeit als Vater
Im September veränderte sich aber unser Alltag, als ich beschloss, mein Studium wieder aufzunehmen und mich in meinem Beruf weiterzubilden. Das bedeutet, dass ich mich im Wechsel eine Woche lang an meinem Arbeitsplatz aufhalte und eine Woche zum Studieren nach Toulouse fahre. Die Stadt liegt zweieinhalb Stunden mit dem Auto von der Familie entfernt.
Anfangs dauerte es einige Minuten, bis sie mich wiedererkannte.
Diese Veränderungen haben den Alltag für die ganze Familie auf den Kopf gestellt. Dies gilt besonders für die Beziehung zu meinen Töchtern. Vor allem Luna, 4 Jahre, konnte nur schwer akzeptieren, dass sie ihren Papa nur alle zwei Wochen sehen kann.
Maëlie, die nur sieben Monate alt ist, hat die Situation noch nicht richtig begriffen. Anfangs brauchte sie einige Minuten, bis sie mich wiedererkannte, wenn ich am Freitagabend spät nach Hause kam (vielleicht machten auch die dunklen Ringe unter den Augen die Sache nicht einfacher).
Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest, können dir vielleicht einige Tipps weiterhelfen.
4 Tipps für Wochenpendler
1. Bereite dein Kind darauf vor, dass du wegfahren wirst, indem du mit ihm Bilderbücher zu diesem Thema liest. Es hilft Kindern, wenn sie sich mit verschiedenen Helden identifizieren und so verstehen können, dass sie nicht allein mit diesem Problem sind. Das macht deine Reise etwas weniger dramatisch und hilft ihnen, sich darauf zu freuen, dass man sich ja bald wiedersieht!
In Frankreich haben wir das tolle Buch „Quand papa n’est pas là“ von Joris Chamblain und Lucile Thibaudier – eine Geschichte über eine Fuchsfamilie, die leider noch nicht auf Deutsch übersetzt wurde. In dem Buch wird die Sprache auf eine effektive Weise eingesetzt und die Illustrationen sind fantastisch. Und Papa Fuchs kommt selbstverständlich jedes Wochenende nach Hause!
2. Gib den Kindern mit einem Kalender ein Bild davon, wie ein Monat aussieht. Wir haben in Lunas Zimmer einen Kalender aufgehängt, der den jeweiligen Monat zeigt. Die Zeiträume, in denen ich zu Hause bin, haben wir gelb markiert. Damit wird ihr bewusst, wie die Zeit vergeht, und sie kann mit Hilfe des Kalenders ausrechnen, wie viele Nächte es noch dauert, bis Papa wieder nach Hause kommt.
Lach‘ nicht, wenn du einen Vater siehst, der in der U-Bahn ein Selfie mit einem riesigen Kaninchen macht.
3. Halte Kontakt. Ein Telefongespräch jeden Tag zur selben Zeit ist eine gute Routine, die zum Teil der abendlichen Aktivitäten werden kann. Ich habe auch Luna gefragt, ob ich ein Spielzeug von ihr zu meinem Wochenabenteuer mitnehmen darf. Dieses Spielzeug wird dann im Zug, in der U-Bahn, am Wasser, im Hörsaal usw. fotografiert.
Ich versuche dabei, die größten Kuscheltiere zu vermeiden. Doch lach‘ nicht, wenn du einen Vater siehst, der in der U-Bahn ein Selfie mit einem riesigen Kaninchen macht. Das könnte ich sein!
4. Sprecht darüber, wie eure Tage aussehen. Wir sorgen dafür, dass Luna viele schöne Dinge mit ihrer Mama, Schwester und den übrigen Familienmitgliedern unternimmt, wenn ich nicht da bin. Auf diese Weise gibt es jeden Abend etwas zu erzählen.
Dies kann z. B. ein Pfannkuchenessen sein (obwohl ich lieber dabei wäre und selbst welche essen würde), ein Spaziergang im Park, ein Bild zeichnen oder etwas malen. Für sie sind das schöne Stunden und sie kann mir abends davon erzählen. Sonst weiß eine Vierjährige vielleicht nicht, was sie am Telefon sagen soll.
5 Tipps für den Ausflug mit Kindern
Wenn sich eine Routine ändert, dauert es oft etwas Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Eine solch große Anstrengung im Alltag ist weder für mich noch für die Familie einfach, doch wir schaffen das schon und versuchen immer, praktische Lösungen zu finden, um es für alle leichter zu machen.
Ich bewundere Familien, die dies jeden Tag erleben. Es ist eine echte Kunst, ein Gleichgewicht zu finden. Was mich betrifft, ist diese Situation nur vorübergehend – in 18 Monaten sind wir wieder wie immer zusammen. Bis dahin müssen wir – wie Luna sagt – bis Freitag durchhalten, bis Papa wieder nach Hause kommt!

Pierre Bel
Wohnort: St. Céré, auf dem Land, in Frankreich
Tätigkeit: Betreibt den Blog monpapa.fr über das Leben und seine kleine Familie
Familie: Verheiratet, zwei kleine Mädchen, Luna und Maëlie
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